Wenn die Zeit stehenbleibt. Oder: Warum ich so gerne ausschlafe

Ich schlafe gerne lange aus. Gerne auch mal bis abends. Soweit hinreichend bekannt, denke ich. Bleibt nur noch die Frage: Tut die denn gar nichts? Pennt die denn nur?
Gut, es kann sein, dass ich ein bisschen mehr schlafe als der Durchschnittsbürger, aber auf mehr als 9 Stunden bringe ich es im Schnitt dann doch nicht.

Ich liebe nur die friedlichen Stunden der Nacht. Wenn nach 0 Uhr langsam jeder Bekannte oder Verwandte im Bett ist, wenn die Geschäfte geschlossen sind und die bürokratische Maschinerie den Atem anhält. Bis zum Morgengrauen, wenn die Zeit wieder weiterläuft.

Zwischen Sonnenuntergang und -aufgang vergeht meine Zeit nicht. Jeder Stress fällt von mir, die Zeit tickt nur für mich, und sie ist unendlich. Ich habe unendlich Zeit für all das, wozu mein Tag nicht reicht, weil er zu schnell ist. Sei es die Vorbereitung auf eine Prüfung, eine Seminararbeit oder meine Homepage. Arbeit wird zum entspannten Sog des Fortschritts ohne Enge. Kein Anruf, kein Besuch, keine Erledigungen, die man noch schnell machen könnte, bevor die Post oder die Arztpraxis schließt. Alles schläft; man hat es sowieso schon verpasst. Wie befreiend das Gefühl der Machtlosigkeit doch sein kann.

Es ist so still in der Nacht, nicht einmal das Ticken der Uhr kommt dem Ticken der Menschen bei Tag nahe. Das Zwitschern der Vögel in frühen Morgenstunden ist für mich zu einem beruhigenden Begleiter und zugleich zu einem Zeichen des Aufbruchs geworden: die Welt geht wieder weiter und ich falle erschöpft ins Land der Träume.
So findet ein Kind der Sonne in der Ruhe der Nacht seine Freiheit. Äußere Umstände und meine Liebe zum Licht bringen mich immer wieder dazu, doch viel vom Tage auszukosten. Der Drang nach dem zeitlosen Flug in die Nacht wird aber nie vergehen. Dazu schenkt mir die Nacht einfach zu viel Frieden.

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